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Einführung und Kurzinformation zum Thema Glas sammeln

Der folgende Artikel führt in das Thema Glas sammeln ein und geht auch auf die Geschichte des Glas ein.

Die Bilder stellte uns freundlicherweise das
Auktionshaus Bergmann
zur Verfügung.

6er Satz Moser-Schalen (um 1905)

Altes Glas

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Das so ungemein vielseitig verwendbare Glas gehört zu den ältesten Werkstoffen der Menschheit. Freilich konnte es erst hergestellt werden, nachdem man im Zusammenhang mit der Metallverarbeitung gelernt hatte, höhere Temperaturen zu erzeugen, als sie für die uralte Töpferei notwendig waren. Das bedeutet, dass es Glas frühestens etwa im 4. vorchristlichen Jahrtausend gegeben haben kann.

6er Satz Moser-Schalen (um 1905) Wo und wann das Glas erfunden wurde, wissen wir nicht mit Sicherheit, denn Glasmasse kann je nach der Zusammensetzung im Laufe der Zeit zerfallen, und sicherlich führten die frühesten Versuche in dieser Richtung wahrscheinlich zunächst zu wenig dauerhaften Pasten.

So stammen die meisten frühen Funde aus dem der Konservierung besonders günstigen trockenen Niltal, wo man auch einige Werkstätten ausgraben konnte.

Das älteste Rezept für die Glasherstellung ist auf einer babylonischen Tontafel aus der Zeit um 1700 v. Chr. erhalten. Vorläufer der um 1500 v. Chr. in Ägypten nachweisbaren Glaskunst waren glasierte Tongefäße und mit blaugrüner Glasmasse überzogene Steine, aus denen man Schmuck herstellte. Aus der gleichen Zeit stammen Glasperlen des mykenischen Kulturkreises, aus der keltisch-illyrischen Hallstattzeit (ab 800 v. Chr.) kunstvoll ausgeformte Glaswaren, so das »Hallstätter Tässchen« (um 500 v. Chr.).

In China ist Glas ab dem 3. vorchristlichen Jahrhundert bezeugt. In Ägypten, Assyrien, im Perserreich und im hellenistischen Kulturkreis kam die Glaskunst zu hoher Blüte. Man entwickelte eine Vielzahl von Verarbeitungstechniken. Die Glasmacherpfeife, die um die Zeitenwende in Syrien erfunden wurde, eröffnete neue Möglichkeiten. Im Römerreich waren Luxusgläser und gläserne Gebrauchsware in allen Gesellschaftsschichten verbreitet; viele Glashütten wurden von den Römern auch nördlich der Alpen errichtet und blieben nach dem Untergang des Reiches aktiv (fränkische Gläser).

Im Mittelalter sank die Glaskunst stark ab, um erst durch den Kontakt mit dem Orient, den im 12. und 13. Jahrhundert die Kreuzfahrer vermittelten, eine Neubelebung zu erfahren (Waldglashütten).

Branntweinflasche, Isergebirge 2. Hälfte 18. Jahrhundert
Rege Handelsverbindungen mit dem Nahen Osten begünstigten den Aufschwung der venezianischen Glashütten, die im 16. Jahrhundert die europäischen Märkte eroberten. Bald ahmte man in vielen Ländern das venezianische Glas nach.

Verziert wurden die Glasgefäße durch Emailmalerei, Diamantriss und Glasschnitt. Dem böhmischen Kreidekristallglas (17. Jahrhundert) erwuchs im englischen Bleikristallglas ein gefährlicher Konkurrent; beide Glassorten, die sich herrlich schleifen ließen, fanden in der ganzen Welt Verbreitung. Aus dieser Zeit sind selbst ausgesprochene Gebrauchsgläser nicht nur ansprechend, sondern zum Teil wunderschöne Kunstwerke, die hohes Können bezeugen.

Der Niedergang des künstlerischen Handwerks kam im 19. Jahrhundert mit der Einführung der maschinellen Massenproduktion. Billige gepresste Serienware wurde in gewaltigen Mengen auf den Markt geworfen; viele Glashütten mussten schließen. Die Glasgestalter klammerten sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts großenteils an frühere Stile, was zu wenig glücklichen Nachahmungen führte.

Art Dèco-Dose CURT SCHLEVOGT, Gablonz 30er Jahre Das änderte sich erst, als gegen Ende des Jahrhunderts schöpferische Männer wie Emile Galle in Frankreich und Louis Comfort Tiffany in den Vereinigten Staaten auf den Plan traten.

Auf sie gehen die herrlichen Jugendstilgläser der Jahrhundertwende zurück; ihrem Vorbild folgten Künstler in zahlreichen Ländern Europas.

Die neue Blüte war von kurzer Dauer: Die Massenfabrikation übernahm die Elemente des Jugendstils, was das Ende des so kraftvoll begonnenen Versuchs einer originären Wiederbelebung der Glaskunst bedeutete.

Doch der Anstoß war gegeben: In verschiedenen Ländern wurden Werkbünde gegründet, die auf eine enge Zusammenarbeit zwischen Künstlern, Handwerkern und Fabrikanten hinarbeiteten. Ihnen verdanken wir das formschöne Gebrauchsglas, das sich in unserer Zeit durchgesetzt hat.

Als Sammelobjekt ist Glas schon seit langem beliebt. Freilich ist dieses Gebiet so groß, dass gründliche Kenntnisse nötig sind, um sich orientieren zu können. Glassammlungen sind in vielen Museen zu sehen, so in den Staatlichen Museen (Kunstgewerbemuseum) in Berlin, im Bayerischen Nationalmuseum in München, im Düsseldorfer Kunstmuseum, in den Coburger Kunstsammlungen, im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe, im Kestner-Museum in Hannover, im Kölner Kunstgewerbemuseum, im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg, im Britischen Museum in London und besonders im Museo Vetrario di Murano in Venedig (auf der Insel Murano befinden sich die seit dem 15. Jahrhundert berühmten und noch heute aktiven venezianischen Glashütten). Außerdem steht dem Interessierten eine reiche Fachliteratur zur Verfügung, die ihm über sein Sammelgebiet, aber auch über Spezialfragen alle wünschenswerten Auskünfte gibt.

Objekte aus einer Zeit vor dem ausgehenden 18. Jahrhundert sowie die Schöpfungen großer Künstler des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts liegen außerhalb der Reichweite der meisten Sammler. Hingegen ist es durchaus sinnvoll, sich etwa auf Biedermeier- oder Jugendstilgläser zu spezialisieren, und zwar am besten auf die sehr ansprechende Gebrauchsware jener Zeiten.

Jugendstilvasen etwa von Galle, Tiffany, aber auch von Loetz und Daum sind praktisch unerschwinglich, doch findet man auf dem Markt noch häufiger Produkte aus der Spätzeit, die man sich auch mit einem schmaleren Geldbeutel erwerben kann. Ein besonderes Gebiet sind die sogenannten Scherzgläser. die seit fränkischer Zeit bekannt sind und bis ins 19. Jahrhundert hinein behebt waren, so die »Schnapshunde« aus dem Bayerischen Wald, dem Schwarzwald, aus Tirol und Hessen.

Art Dèco-Vase MULLER, 20er Jahre
Glas ist gegen Temperaturunterschiede und Feuchtigkeit um so empfindlicher, je kostbarer und reiner es ist. Wertvolle Stücke sollte man deshalb möglichst trocken und vor direkter Sonnenbestrahlung geschützt in Vitrinen unterbringen. Dennoch kann ein Glas von der sogenannten »Glaskrankheit« befallen werden, die übrigens entgegen einer weitverbreiteten Ansicht nicht ansteckend ist. Sie ist durch ein falsches Mischungsverhältnis der Glasmasse bedingt.

Besonders im 17. und 18. Jahrhundert machte man das Glas stärker alkalisch, um es für den Glasschnitt weicher zu machen. Im Laufe der Zeit können die überschüssigen Alkalien sich als Kristalle ausscheiden: Das Glas trübt sich und weist feine Haarrisse auf, die Oberfläche blättert kleinschuppig ab. Dieser chemische Prozess lässt sich nicht mehr rückgängig machen, doch kann man ihm dadurch Einhalt gebieten, dass man das befallene Stück - falls es unbemalt ist - kurz in fünfprozentige Salpetersäure eintaucht und seine Oberfläche mit einem Metakrylatüberzug versieht. Befragen Sie aber in jedem Fall einen Fachmann, der Ihnen helfen wird, soweit dies noch möglich ist.

aus "Sammeln macht Spaß"
Die praktische Hausbibliothek Band 12
Éditions des Connaissances Modernes, Freiburg 1975

nur noch antiquarisch erhältlich

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